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Trachtenkapelle Brand
Zum 100er des Polkakönigs: Kubešovanka als Blasmusik-Botschafter

Die Blasmusikformation Kubešovanka aus Brand vor der Kapelle in Borkovice.

Beim Konzert zu Ehren des 100. Geburtstag des „Polkakönigs“ Ladislav Kubeš spielte die Waldviertler Blasmusikformation Kubešovanka in dessen Geburtsort Borkovice. Die Blasmusikformation Kubešovanka, die im Wesentlichen aus Jungmusikern der Trachtenkapelle Brand besteht, hatte am 13. Juli die große Ehre, die jahrzehntelange Verbundenheit zur Familie Ladislav Kubeš als österreichische Blasmusik-Botschafter hochhalten zu dürfen. Vor einigen hundert Zuschauern konnte man dabei unter Beweis stellen, dass Blasmusik keine Grenzen kennt.

In dessen Geburtsort Borkovice in Südböhmen wurde ein festliches Konzert zu Ehren des 100. Geburtstag des sogenannten „Polkakönigs“ Ladislav Kubeš abgehalten. Natürlich mit seinen Kompositionen, gespielt von vier Musikkapellen, die – wie viele andere Kapellen weltweit auch – das Feuer der Musik von Ladislav Kubeš weitertragen.

„Südböhmische Polka“ europaweit bekannt. Ladislav Kubeš sen. war sein Leben lang ein bodenständiger Mensch, tief verwurzelt in seiner Heimat Südböhmen, dem neben seiner Familie die Blasmusik alles bedeutete. Seine ersten Kompositionen entstanden während des Militärdienstes bei der Militärkapelle in Jindřichův Hradec/Neuhaus. Dort schrieb er die „Südböhmische Polka“ (Jihočeská Polka), die heute in Europa vielleicht jeder, der Blasmusik spielt, kennt. Er schrieb und bearbeitete mehr als 400 Kompositionen.

Obmann Jürgen Uitz: „Der Name Ladislav Kubeš ist mit der Trachtenkapelle Brand untrennbar verbunden. Die ersten Begegnungen mit Ladislav sen. in der Nachkriegszeit müssen unter den damaligen politischen Bedingungen als legendär angesehen werden. Dass wir damals die Gelegenheit hatten, den „Polkakönig“ persönlich kennenzulernen und auch mit seinen einmaligen Kompositionen praktisch druckfrisch versorgt zu werden, muss man aus heutiger Sicht als besonderen Glücksfall bezeichnen, genauso wie die bis heute gern gepflegte Freundschaft zur gesamten Familie.“

Spielen nach Originalnoten – der Funke springt über. Bis heute spielt die Trachtenkapelle Brand originale – zum Teil sogar handschriftliche – Kompositionen von Kubeš. Nicht, weil es keine anderen Noten gäbe, sondern „weil bei diesen Stücken der Funke überspringt und nicht nur das Publikum begeistert ist, sondern auch die Musikerinnen und Musiker selbst. Dank ihrer zeitlosen Melodiosität und Heimatverbundenheit sprechen sie, nicht nur wegen der historischen Hintergründe, vielen Menschen aus der Seele.“

Die Musiktradition der „Südböhmischen Blasmusik in Brand-Nagelberg“ wurde 2021 in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen und diese wird durch die Blasmusikformation Kubešovanka nun weitergetragen.

Daher war es auch selbstverständlich, dass am Ende der offiziellen Veranstaltung gemeinsam mit der südböhmischen Blasmusikformation Veselka drei Stücke gemeinsam gespielt wurden. Anschließend fuhr man noch nach Veselí nad Lužnicí, wo man gemeinsam mit der Familie Kubeš am Grabe dem berühmten Komponisten musikalisch nochmals die Ehre erwies.

KUBEŠOVY BORKOVICE 2024 – Rückblick

Schon im Frühjahr 2024 sagte ich dem Kapellmeister von Veselka, Ladislav Kubeš, zu, den Festakt zum 100. Geburtstag seines Vaters zu moderieren. Es war mir ein Herzensanliegen, dass dieses Jubiläumskonzert ein großer Erfolg werden und allen Besuchern in Erinnerung bleiben sollte. Auch deswegen freute ich mich auf diese Veranstaltung, weil ich persönlich der Familie Kubeš seit vielen Jahren eng verbunden bin.

So kamen wir am 13. Juli 2024 in Borkovice in Südböhmen zusammen, um den 100. Geburtstag des großartigen Komponisten Ladislav Kubeš gebührend zu feiern. Schließlich hat sich auch der der Landeshauptmann der Region Südböhmen von České Budějovice,
Dr. Martin Kuba, angesagt. Ist doch dieses Jahr gleichsam auch das Jahr der tschechischen Musik.

Auch wenn der Brückenschlag zu Bedřich Smetana, der dieses Jahr 200 Jahre alt geworden wäre, für manche etwas zu gewagt erscheinen mag, so würde Smetana sicherlich nicht zögern, auch Ladislav Kubeš zu seinem Geburtstag zu gratulieren. Denn selbst Smetana komponierte manche Polka und so manchen Marsch. Seine musikalischen Wurzeln gehen auf die gleiche Volksmusik zurück, von denen auch Ladislav Kubeš für seine mehr als vierhundert Kompositionen und Bearbeitungen für Blasmusik inspiriert wurde.

Erst als ich die Konzertbühne im Dorf Borkovice betrat, waren alle meine Zweifel ob des Erfolges dieser Veranstaltung beseitigt. Wohin mein Blick sich auch richtete: überall unzählige Köpfe von aufgeregten Besuchern.

Pünktlich um zwei Uhr eröffnete die Blaskapelle Krajanka mit dem Kapellmeister Václav Hlaváček das Festkonzert. Danach spielte Babouci auf. Es folgte die aus Österreich angereiste Kubešovanka, die seit vielen Jahren das musikalische Erbe von Ladislav Kubeš pflegt. Veselka, mit dem Sohn des Zelebranten als Kapellmeister, rundete das Programm ab.

Es war wahrlich ein Feiertag für Ladislav Kubeš! Eine würdige Erinnerung an diesen über alle Grenzen bekannten Komponisten. Die hohe Qualität und die unbeschreibliche Popularität seiner Kompositionen wurden von diesen Musikern einmal mehr unter Beweis gestellt.

Bis in den Himmel müssen die hellen Klänge der Blechbläser, die warmen Töne der Klarinetten und die klaren Stimmen der Vokalsolisten gedrungen sein. Auch wenn Petrus zeitweilig vergaß, die dunklen Wolken in die Schranken zu weisen. Unbeirrt fielen die schweren Tropfen des einsetzenden Regens auf die Schirme der Besucher und die Kameras des Šlágr-Fernsehteams. Doch die Solisten – Taťána Radostová, Blanka Tůmová, Lubomír Jech, Josef Oplt und Ivan Radosta – sangen weiter und versprühten trotzdem gute Stimmung, so wie wir es von ihnen gewohnt sind.

Der Regen hörte auf und alle tschechischen und österreichischen Musikerinnen und Musiker spielten am Ende gemeinsam die „Borkovická Polka“ und das Volkslied „Von Tábor bis zu uns“, dirigiert von den ausländischen Gästen: Roman Portmann aus der Schweiz (SRF Zürich), und Manfred Fürnsinn aus Österreich.

Anmerkung: Erst später habe ich erfahren, dass sich im Register der Flügelhörner von Kubešovanka auch Jürgen Uitz befand. Er ist dafür verantwortlich, dass die Musiktradition der „Südböhmischen Blasmusik in Brand-Nagelberg“ in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde. Dafür müssen wir ihm außerordentlichen Dank aussprechen!

Nach dem Festakt in Borkovice ging es auf den Friedhof von Veselí nad Lužnicí. Das Grab des Jubilars zierte ein wunderbarer Blumenstrauß. Und erneut schienen Takte böhmischer Polkas von Ladislav Kubeš aus dem Freidhof durch die Wolken in den Himmel zu steigen. Menschen wie Ladislav Kubeš und sein Werk sollen noch Jahrhunderte in Erinnerung bleiben, damit die Menschheit in Zukunft frei und in Frieden zusammenleben können. Die Musik macht dies möglich!

Miloň Čepelka, Autor.